Wenn ich über das Reisen und den Aufbau von Unternehmen rede, beginnen meine Augen zu leuchten. Ich kann oft kaum aufhören zu reden und zu erzählen, Ideen zu teilen und Pläne zu schmieden. Je nach Umfeld nehme ich mich etwas zurück, aber wenn ich „freie Fahrt“ habe halte ich gerne Monologe, weil ich es einfach so liebe, was wir machen. Ich bin unfassbar dankbar und glücklich und weiß unser Privileg sehr zu schätzen. Wir arbeiteten und arbeiten sehr hart. Es passiert definitiv öfter, dass ich mich überarbeite. Trotzdem bin ich im Normalfall voller Energie. Ich muss mich oft stoppen, damit ich morgens nicht direkt nach dem Aufstehen losarbeite und mich abends, wenn ich zu Hause bin, fast zwingen, es ruhiger anzugehen.
Ich habe einen gesunderen Umgang mit Arbeit gefunden und mit meiner Work-Life-Balance, aber wie gesagt, auf das gehe ich später ein. Aber es hat mich natürlich nie jemand dazu gezwungen. Ich tat es freiwillig, auch weil ich so gerne arbeite. Wenn wir zurück in Österreich waren, verbrachten wir neben den Wohnorten unserer Eltern und Wien auch viel Zeit in der steirischen Hauptstadt Graz. Hier habe ich schnell einen Fuß in die Start-Up-Szene gesetzt, aber für mich eben feststellen müssen, dass Start-Up alleine für mich nicht so spannend ist wie Start-Up und digitaler Nomade sein.
Soviel also zu den positiven Punkten. Das Kapitel soll aber eigentlich von negativen Dingen handeln. Es geht schließlich um die Nachteile für Digitale Nomaden und die gibt es natürlich auch. Wie man Digitaler Nomade wird, darüber habe ich bereits hier geschrieben.
Freunde verstreut über die Welt
Ich war auf einer Hochzeit in Österreich. Alle Freunde und die Familie des Brautpaares waren da. Und ich dachte nur, sowas kann ich nie haben. Ich kann nicht meine Freunde, welche auf dem Globus verteilt leben, einladen. Wenn man an einem Ort lebt, hat man seine Freunde um sich. Ich habe meine Freunde, ob neu oder alt, für eine gewissen Zeit um mich. Nomaden ziehen weiter. Die Nachteile für Digitale Nomaden sind eben auch eng mit den Vorteilen verbunden.
Man bleibt, wenn es echte Freundschaft ist, in Kontakt, aber die Wege gehen auseinander. 2018 war mir dieses ewige Verabschieden einmal zu viel, also blieben wir danach 10 Monate auf Bali. Wir blieben durchgehend im gleichen Haus. Kein Kofferpacken, kein Umziehen, wir adoptierten unsere Katze Elsa (Welche dann mit nach Österreich kam) und hatten einen relativ stabilen Freundeskreis. Die Verabschiedung im November 2019 war dann auch mehr als schmerzhaft, selbst wenn ich einige schon wenige Monate später wiedersah, trotzdem ändert sich vieles. Manch ein Leser könnte vielleicht meinen, dass Freundschaften, welche neu geknüpft werden und vielleicht nur wenige Wochen oder Monate in Person stattfinden und danach nur online mit gelegentlichen Treffen, keine richtigen Freundschaften sind. Aber dem wiederspreche ich.
Wenn man ich mich mit Leuten auf der genau gleichen Ebene befinde, die gleiche oder ähnliche Lebenssituation und Einstellung habe und „im gleichen Boot sitze“, kann ich unglaublich tiefschürfende Unterhaltungen mit solchen Leuten führen. Mit manchen Mädels hat es bei mir so schnell klick gemacht, wir haben uns nach wenigen Stunden schon unsere tiefsten Ängste und Wünsche erzählt, offen über Sex gesprochen und somit alles andere als oberflächliche Gespräche geführt. Das waren Leute, welche mich unglaublich berührt haben und auch wenn wir nur wenige Wochen oder Monate am gleichen Ort waren, bleiben sie meine Freunde. Und ich kann es kaum erwarten, wieder einen Wein, ein Bier oder eine Kokosnuss mit ihnen zu trinken – je nachdem wo wir sind – und genau auf dieser Ebene wieder einzusteigen.
Keine Stabilität
Trotzdem sehne ich mich ab und zu auch nach Stabilität. Wir mieten schöne Häuser und Wohnungen, aber es ist nie unseres. Die Einrichtung gehört nie uns. Ich dekoriere, mache etwas zu meinem Zuhause. Aber es ist immer nur auf kurze Zeit. Das ist spannend, tut aber auch oft weh. Regelmäßige Abschiede tun unglaublich weh, dass unsere Balikatze in Österreich bei meiner Mama ist, ist zwar total schön und beide lieben es, trotzdem tut es weh sie nicht jeden Tag selbst zu haben. Wir kamen im November 2019 mit ihr in Österreich an, von Februar bis Mai 2020 waren wir weg. Anfangs hat sie uns nicht erkannt, es tat sehr weh. Schon nach wenigen Stunden kam ihre Erinnerung zurück, Gott sei Dank. Aber ich bin sehr beunruhigt. Unser Sommertrip ist nur 2 oder 3 Monate. Danach kommen wir für 2 Monate zurück. Aber danach sind wir für 6 Monate weg. Wird sie unser cooles Balileben vergessen? Die abenteuerliche Reise von Bali nach Österreich, welche über Regularien 8 Tage gedauert hat?
Wir haben Hochzeiten verpasst, wir haben Beerdigungen verpasst. Wir sind überall auf der Welt, aber überall verpassen wir auch etwas, vor allem in der Heimat.
Nachteile für Digitale Nomaden – Ein Preis, den es sich zu zahlen lohnt?
Das ist der Preis, den man für diesen Leben bezahlt. Du verpasst viel, das zu Hause passiert. Du wirst Leute im Stich lassen, weil du nicht überall sein kannst und wirst dich oft verabschieden, von Leuten, Orten und deinem neuen Zuhause. Ich liebe dieses Leben, ich möchte es gegen nichts auf der Welt eintauschen, aber es ist nicht umsonst. Wenn du mehr erfahren möchtest, schaue einfach öfter auf meinem Blog vorbei, denn ich schreibe immer wieder über das Leben als Firmengründerin und Digitale Nomadin.